Wie können aktuelle Medikationen eine radiologische Untersuchung beeinflussen?
Untersuchungen in der Radiologie und Nuklearmedizin werden bei Patienten aller Altersgruppen zur Klärung verschiedener Fragestellungen durchgeführt. Unter den Patienten befinden sich regelmäßig auch Personen, die bereits Arzneimittel einnehmen und beispielsweise mittels Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) untersucht werden.
Für eine differenzierte Abbildung des Gewebes erhalten Patienten bei radiologischen Untersuchungen ein Kontrastmittel. Im Rahmen nuklearmedizinischer Untersuchungen kommen verschiedene Radiotracer (schwach radioaktive Substanzen) zum Einsatz. Besteht dabei ein Risiko, dass es durch die Radiopharmaka zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommt?

Verordnete Medikamente vs. Radiopharmaka
Wichtige Fakten auf einen Blick:
- In der Radiologie werden viele Patienten mit behandlungsbedürftigen Vorerkrankungen und verordneten Medikamenten untersucht.
- Wechselwirkungen können zwischen den Arzneimitteln und den Radiopharmaka auftreten.
- Einige Arzneimittel beeinflussen die Durchführung der Untersuchungen und erhöhen das Risiko einer falschen Diagnose.
Im Zusammenhang mit Untersuchungen in der Radiologie und Nuklearmedizin (als Teilbereich der Radiologie) sieht sich die Medizin mit der Situation konfrontiert, Patienten mit unterschiedlichen Vorerkrankungen zu behandeln. So kommen unter anderem im Rahmen der Therapie von:
- Bluthochdruck,
- Schilddrüsenüberfunktion,
- Diabetes mellitus und
- chronischen Schmerzzuständen
verschiedene Arzneimittel zur Anwendung. Diese haben mitunter Auswirkungen auf radiologische Untersuchungen.
Beispielsweise können Blutgerinnungshemmer – wie Marcumar oder neue orale Antikoagulanzien (NOAK) – bei einigen Untersuchungen ein Problem werden. Deren Einnahme spielt etwa bei einer arteriellen Angiographie und der Myelographie eine Rolle. Zusätzlich können diese Medikamente die Entnahme einer Gewebeprobe im Rahmen bildgeführter Biopsien beeinflussen. Aber auch andere Arzneimittel lösen Wechselwirkungen aus, beeinträchtigen die Nierenfunktion oder beeinflussen die Bildgebung.
Besonderes Risiko für die Nierengesundheit
Ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die Durchführung radiologischer Untersuchungen und der bestehenden Medikation sind die Auswirkungen auf die Nieren. Verschiedene Arzneimittel werden über die Nieren verstoffwechselt. Kommt dann noch der Einsatz von Kontrastmitteln hinzu, erhöht sich die Belastung für das Organ.
Aus dieser Situation heraus können sich verschiedene akute Erkrankungen ergeben, beispielsweise eine Kontrastmittel-Nephropathie oder ein Organversagen. Aus diesem wird im Rahmen der Patientenaufklärung besondere Aufmerksamkeit auf diesen Aspekt gerichtet. So wird der Funktionsstatus der Nieren mittels Laborwerten erhoben. Darüber hinaus ist die Angabe bestehender Medikationen Bestandteil des Aufklärungsbogens.
Radiologische Untersuchungen und Metformin
Metformin zählt zu den häufig eingesetzten Medikamenten zur Behandlung des Typ-2-Diabetes. Es senkt den Blutzucker durch die Glukoseproduktion der Leber und die Insulinempfindlichkeit der Zellen. Bei der Gabe von jodhaltigen Kontrastmitteln für die CT und bestimmte Röntgenuntersuchungen droht in Kombination mit Metformin das Risiko einer Laktatazidose.
Hintergrund: Das Kontrastmittel kann eine Nephropathie auslösen, wodurch sich die Nierenfunktion verschlechtert. Da Metformin über die Niere ausgeschieden wird, zieht die Verschlechterung der Organfunktion eine Anreicherung des Wirkstoffs nach sich, was wiederum eine übermäßige Konzentration von Milchsäure im Blut bedingt.
Als gefährdet gelten Patienten mit einer bereits bestehenden Einschränkungen der Nierenfunktion. Aber auch schwere Infektionen, Leberfunktionsstörungen und eine Herzinsuffizienz können die Laktatazidose begünstigen. Um das Risiko einer Komplikation zu verringern, sollte die Einnahme von Metformin für einige Tage vor und nach der radiologischen Untersuchung unterbrochen werden.
Schilddrüsenhormone und jodhaltige Kontrastmittel
Im Rahmen verschiedener röntgenbasierter Untersuchungen sind jodhaltige Kontrastmittel im Einsatz. Diese werden unter anderem zur besseren Differenzierung der Blutgefäße auf den Bildern verwendet. Als einziges Organ im Körper nimmt die Schilddrüse Jod auf. Hinsichtlich einer Vorschädigung muss die Radiologie unter anderem die Möglichkeit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) und Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) im Auge behalten.
Jodhaltige Kontrastmittel können Medikamente zur Behandlung der Schilddrüsenfunktion – z.B. Levothyroxin (L-Thyroxin) – beeinflussen. Die zur Bildgebung eingesetzten Kontrastmittel hemmen die Umwandlung in das Schilddrüsenhormon T3. Um die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse zu verhindern, kann die Radiologie mit Medikamenten (Perchlorate) eine kurzfristige Blockade des Organs erreichen.
Beta-Blocker in der kardialen Bildgebung
Mithilfe von Untersuchungen wie der Kardio-CT oder der Stress-Echokardiographie (Sonographie) ist die Radiologie in der Lage, Pathologien des Herzens darzustellen. Während bei einer CT-Untersuchung durch die Absenkung des Pulses mittels Beta-Blockern die Bildqualität verbessert werden kann, wirken selbige sich – sofern sie als Dauermedikation angewendet werden – im Fall der Stress-Echokardiographie nachteilig aus.
Dies gilt besonders für Untersuchungen, die mit Dobutamin durchgeführt werden. In diesem Fall hemmen die Beta-Blocker dessen stimulierende Wirkung. Deshalb sollte vor dem Dobutamin-Stresstest die Einnahme pausiert werden.
Chemotherapeutika und falsch-negative Befunde bei der PET-CT
Im Rahmen der FDG-PET-CT-Untersuchung (PET-CT) (mit schwach radioaktiv markierter 18F-Fluordesoxyglucose) kann der Zuckerstoffwechsel in Zellen abgebildet und so nach besonders aktiven Zellen gesucht werden. Das Verfahren ist besonders in der Tumordiagnostik im Einsatz, da viele Krebszellen einen erhöhten Zuckerbedarf haben.
Im Hinblick auf Kontrolluntersuchungen nach der Erstdiagnose und einer bereits eingeleiteten Behandlung mit Zytostatika (Zellgiften, welche den Tumor angreifen), kann es zu einem erhöhten Risiko eines falsch-negativen Befundes kommen. Hintergrund: Die Chemotherapeutika können die FDG-Anreicherung in Tumorzellen vermindern und durch eine Hemmung der Zellaktivität den Glukosestoffwechsel beeinflussen.
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Verhalten des Patienten bei einer bestehenden Medikation
Patienten, bei denen eine radiologische oder nuklearmedizinische Untersuchung geplant ist, müssen in der Vorbereitung auch an möglicherweise bereits laufende Medikamenteneinnahmen denken. Da sich aus verschiedenen Wirkstoffkombinationen erhebliche Wechselwirkungen ergeben können, sind Angaben zu aktuell bestehender Medikation im Fragebogen zur Patientenaufklärung Grundvoraussetzung einer optimalen Untersuchungsplanung. Sollten zwischen der Patientenaufklärung und dem Termin in der Radiologie neue Medikamente hinzukommen, ist dies unbedingt mitzuteilen.
Fazit: Wechselwirkungen sind auf mehreren Ebenen möglich
Im Rahmen radiologischer und nuklearmedizinischer Untersuchungen kann es auf verschiedenen Ebenen zu Wechselwirkungen und der Einflussnahme einer bestehenden Medikation kommen. Durch die Gabe blutverdünnender Wirkstoffe erhöht sich bei einigen Untersuchungen – wie beispielsweise bildgeführten Stanzbiopsien – das Blutungsrisiko. Außerdem sind Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Wirkstoffen und eingesetzten Kontrastmitteln bekannt. Ein besonderes Risiko sind in diesem Zusammenhang mögliche Auswirkungen auf die Nierenfunktion. Liegt bereits eine Vorerkrankung vor, erhöht sich das Risiko für Komplikationen, die im schlimmsten Fall zum Organversagen führen können.
FAQ zu Medikamentenwechselwirkungen bei radiologischen Untersuchungen: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Warum sind die Nieren bei Wechselwirkungen gefährdet?
Über die Nieren erfolgen der Abbau und die Ausscheidung vieler Stoffe – unter anderem der Kontrastmittel. Nach deren Gabe kommt es zu einer besonderen Belastung der Organe. Müssen die Nieren dazu noch weitere Wirkstoffe abbauen oder sind vorgeschädigt, erhöht sich das Risiko von Nierenschäden.
Betreffen die Wechselwirkungen alle Medikamente?
Nein, grundsätzlich muss an dieser Stelle individuell für jeden Patienten entschieden werden. Da bei Patienten sehr komplexe Vorbefunde bestehen können, spielen hier sehr unterschiedliche Faktoren eine Rolle.
Wie schnell machen sich Wechselwirkungen bemerkbar?
Dies ist individuell sehr unterschiedlich. Einige Auswirkungen sind bereits kurz nach der Untersuchung spürbar. Eine Kontrastmittel-Nephropathie entsteht zwischen 24 und 72 Stunden nach der Kontrastmittelgabe. Eine Nephrogene systemische Fibrose (NSF) kann sich hingegen auch erst mit größerem zeitlichen Abstand entwickeln.